Vegane Ernährung – weniger Risiko für Osteoporose?

Wie einige von Euch schon wissen, geniesse ich immer öfters leckere und gesunde vegane Gerichte. Eine wichtige Motivation für mich sind neben den ethischen Überlegungen auch die gesundheitlichen Vorteile, über die man sich in einer hoch wissenschaftlichen Studie von T. Colin Champbell überzeugen kann (The China Study: the most comprehensive study of nutrition ever conducted and the startling implications for diet, weight loss and long-term health (2004)) 

In unserer Kindheit sind wir mit dem Glaube aufgewachsen: man sollte möglichst viel Milch trinken, um durch Kalzium starke, gesunde Knochen und Zähne zu bekommen. Eine wissenschaftliche Studie (Frassetto LA et al.: „Worldwide incidence of hip fracture in elderly woman: relation to comsumption of animal and vegetable foods – J.Geronotology 55 (2000):M585-M592“) zweifelt an dieser Aussage. In den USA werden mehr Milchprodukte pro Person als in jedem anderen Land der Welt konsumiert – jedoch wird dort der höchste Anteil an Knochenbrüchen und der schlechteste Gesundheitszustand der Knochen gefunden. Dies wird auch durch die Tatsache daß amerikanische Frauen ab 50 eine der höchsten Raten an Hüftfrakturen (=wichtiger Indikator für Osteoporose) der Welt aufweisen deutlich unterstrichen.

Warum läuft denn diese Theorie verkehrt?

Wissenschaftler haben die Zusammenhänge zwischen dem Konsum von Tierprotein und der Häufigkeit von Knochenfrakturen beobachtet und einen sehr plausiblen Wirkmechanismus entdeckt. Durch die Aufnahme von Tierprotein – im Gegensatz zu pflanzlichem Protein – wird unser Blut und das Gewebe säurehaltiger, so dass es zu einem Säureüberschuss im Körper kommt. Unser Körper neutralisiert diese Säure teilweise mit dem Kalziumkarbonat aus dem Kochen. Dadurch kommt es auch zu einer Erhöhung der Kalziumausscheidung im Urin – dies können wir auch Publikationen diverser Studien entnehmen (Margen S et al.: „Studies in calcium metabolism. I. The calciuretic effect of dietary protein“ (1974),  Hegsted M et al.: „Urinary calcium and clacium balance in young men as affected by level of protein and phosphorus intake“ J.Nutr. (1981), Kerstetter JE, and Allen LH: „Dietary protein increases urinary calcium“ J. Nutr. (1990)). Letztendlich führt dieser Kalziumverlust zu schwächeren Knochen, die anfällig für einen Knochenbruch werden.

Eine andere, qualitativ sehr hochwertige Studie vom Arbeitskreis „Study of Osteoporotic Fractures Research Group“ an der University of California in San Francisco hat über 1000 Frauen im Alter von 65+ untersucht. Sie hat das Mengenverhältnis von tierischem zu pflanzlichem Protein 7 Jahre lang in der Ernährung beobachtet. Die Resultate nach diesem langen Zeitraum waren, dass Frauen  mit dem höchsten Anteil von tierischem Protein im Vergleich zu den Frauen mit einer vermehrt pflanzlicher Ernährung einen 3,7 mal höhere Anzahl von Knochenbrüchen aufgewiesen haben. Ihre Knochendichte ist in dieser Zeit auch 4 mal so schnell gesunken (Sellmeyer DE et al.: „A high ratio of dietary animal to vegetable protein increases the rate of bone loss and the risk of fracture in postmenopausal woman“ Am.J.Clin.Nutr.73 (2001)). Interessant ist die Tatsache, dass Frauen mit dem niedrigsten Anteil von Knochenbrüchen immer noch ungefähr 50% ihres gesamten Proteins aus tierischen Quellen bezogen haben. Welchen Effekt hätte man hier gesehen wenn es eine vollständige vegane Kontrollgruppe gegeben hätte?

 

Es gibt auch viele weitere interessante wissenschaftliche Studien und Forschungsarbeiten, die uns auf die Wichtigkeit der pflanzlichen Ernährung besonders in der zweiten Hälfte unseres Lebens aufmerksam machen. Die Zusammenhänge von Ernährung und Gesundheit sind leider oft auch in der klassischen Schulmedizin unterschätzt, obwohl sie offensichtlich großen Einfluß gerade in der Orthopädie und Unfallchirurgie aufweisen.